Sowieso und Irgendwo

Sonntag, Dezember 31, 2006

Aufarbeitung



Zum Jahresende wünsche ich ausgiebiges Feiern, üppiges Essen und natürlich ein zufriedenstellendes 2007.

Und weil ich dieses Jahr die Vorweihnachtszeit zwecks Arbeit größtenteils verpasst habe, gibts hier nochmal den unvermeidlichen, haircrimeverdächtigen aber dennoch grandiosen Wham-Weihnachtssong zum Mitsingen.

PS: Bilde ich mir das bloß ein oder hat in diesem Jahr Frankie goes to Hollywood mit "The Power of Love" Wham`s "Last Christmas" im Rennen um den Titel "Meistgespielter Song im Novemver, Dezember" geschlagen???

Montag, Dezember 18, 2006

No Spex please, we`re rheinisch...



Jetzt ist es endgültig: Die gute alte Spex muss vom Rhein an die Spree ziehen. Wobei: Es ist vielmehr eine gänzlich neue Spex, die in Berlin produziert werden muss. Denn die komplette ehemalige Redaktion hat sich geweigert, von Köln in die Hauptstadt umzuziehen. Sehr standhaft, die Jungs. Dafür haben sie dann auch allesamt fristlose Kündigungen auf ihren Schreibtischen gefunden.
Auch wenn ich keine große Freundin der letzten Jahre der Spex war (zuviele Jungsmucke, zuwenig Meinungsmache, keinerlei brauchbare politische Linie, zu wenig bunt), muss ich der alten Redaktion zum Abschied nochmal gratulieren: Respekt, meine Herren! DAS nenne ich standhaft.

Und österreichs wunderbarer Radiosender hat natürlich auch drüber geschrieben: FM4-Artikel

Sonntag, Dezember 17, 2006

rescue me



Meine Sonntage bis Mitte November sahen häufig wie folgt aus: Zur Mittagszeit Ankunft im Eiscafe Sarcletti in Neuhausen. Sofortige Bestellung einer Cola, eines Paars Wiener Würstchen und von 1 Stück Eierlikörkuchen mit Sahne. So sah mein ideales Frühstück aus.

Seit 4 Wochen gibts da aber ein kleines Problemchen: Wie für Eisdielen üblich, schließt das Sarcletti über den Winter seine Pforten. Deshalb habe ich jetzt Entzugserscheinungen. Ich brauche Sonntags nachmittags einfach meine Portion Kastenkuchen (keine Torten oder so). Und obwohl erwähnter Eierlikörkuchen sich schon sehr in meine Synapsen eingebrannt hat, wäre ich bereit auch schnöden Ersatz in Kauf zu nehmen.

Bisher diente der Marmorkuchen von Starbucks mir als Methadon. Doch ich mußte heute mit Erschrecken feststellen, dass weder der Starbucks in der Sendlinger noch der Starbucks in der Leopoldstraße noch Marmorkuchen im Angebot haben. Nur noch Zitronenkuchen und blöder Karottenkuchen weit und breit. Ich persönlich halte das ja für eine Verschwörung.
Mein Aufruf kurz vor Weihnachten lautet deshalb:

Bitte um Hinweise zur Beschaffung von Kuchen in München. Wer zur Ergreifung von Eierlikörkuchen, Marmorkuchen oder Schokoladenkuchen in anständiger Qualität beiträgt, der kann sich meiner lebenslangen Dankbarkeit sicher sein.

Bohemian like you...



Weihnachten naht, ich habe mir auf unzähligen Weihnachtsfeiern den Wanst vollgeschlagen und der Schnee läßt weiterhin auf sich warten. Das ist dann die Jahreszeit in der man auf besonders blöde Ideen kommt. Zum Beispiel Geschenkekaufen an Samstagen. Tollwoodbesuche zum Essen. Oder eben Christkindlmärkte.

Ich habe an diesem Wochenende zwei Fehler kombiniert. Erstens habe ich Freitag abend und Samstag komplett im Shoppingirrsinn München verbracht. Zweitens konnte ich einem sonntäglichen Christkindlmarktbummel nicht widerstehen.

Und dann war dieser Flyer im Optimal, der einen etwas "anderen" Markt in der Registratur ankündigte. Na wunderbar, dachte ich mir leichtsinnig, da kann ich dann ja die ganzen kleinen Accessoires-Geschenke kaufen, deren Läden mir immer vor der Nase zusperren. Und das auch noch berieselt von guter Musik.

Gesagt, getan. Ich und Mann betraten also Sonntag nachmittag nach ausgiebigem Weißwurstfrühstück die Registratur. Besser gesagt: Wir umkurvten elegant die im Eingangsbereich geparkten -gefühlten- 100 Kinderwägen. Schlechtes Zeichen. Drinnen konnte man dann hautnah besichtigen, dass die höchste Geburtenrate in München tatsächlich von Bewohnern des Glockenbachviertels erbracht wird. Überall hüpften Zwerge in bunten Klamotten herum oder wurden wahlweise von Eltern geschleppt.

Das Angebot im Inneren läßt sich am besten beschreiben mit dem geklauten Ausspruch "Weihnachtsmarkt für Selbstgebasteltes aus Hipsterhänden". Und so gab es neben selbstgebackenen Kuchen und Waffeln, Ipod-Täschchen aus Filz, bedruckte T-Shirts und CDs von ominösen Untergrundbands, die auch garantiert niemand jemals hören will. Und jede Menge Accessoires und Klamotten für die lieben Kleinen.

Wir sind dann auch schnell wieder geflüchtet. Denn: Soviel Prenzlauer Berg in München war nie!

Samstag, Dezember 09, 2006

Jugendsünden



Irgendwelche ACDC Fans anwesend? Schlag in die Magengrube gefällig? DAS hat Bon Scott vor seiner Rockerphase gemacht. Bei 1:13 min gibts die erläuternde Beschriftung.

Ich mag das Lied übrigens, aber wen wunderts :-)

Montag, Dezember 04, 2006

Mein lieber Herr Gesangsverein



Ich hatte Hunger. Brennenden Hunger. Aber leider keinen Parkplatz. In ganz Haidhausen kein einziger Parkplatz. Es war Samstag Abend, etwa 20.45 Uhr und ich kam vom Seminar in Nürnberg. Hatte gerade meinen Mann aufgelesen und war vorher fest entschlossen gewesen, unserem Lieblingsinder einen Besuch abzustatten. Mit Auto jedoch ein Ding der Unmöglichkeit wie sich herausstellte.

Also wagten wir ein Experiment und fuhren ins Bahnhofsviertel. Denn ich hatte mal den Tipp bekommen, dort gäbe es ein gutes türkisches Restaurant. So landeten wir um ca. 21.00 Uhr im Bosporus in der Schillerstr. Dort war es recht voll, also teilten wir uns den Tisch mit zwei älteren türkischen Herren, die offensichtlich ein Groß-Menü genossen. Bei 5 Gängen hab ich aufgehört zu zählen. Ich bestellte Hühnchen, Mann bestellte scharfes Kalb. Wir harrten der Dinge die da kommen würden.

Man muss hinzufügen, dass das Lokal eher unspektakulär eingerichtet ist. Kaum Ethnokitsch, dafür Überreste bayerischer Gemütlichkeit in Form von rustikalen Sitzecken. Es gab einen sehr schön gefliesten türkischen Ofen in der Küche und 2 fließend 2-sprachige Kellner. War auch nötig, weil 3/4 der Gäste türkischsprachig waren. Besonders viele Großfamilien befanden sich darunter. Etwas irritiert war ich nur von dem Keyboard und dem Mikrofon in der Ecke. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja für Großveranstaltungen wie Hochzeiten, dachte ich mir.

Als unser Essen kam -wunderbar duftend und äußerst lecker- wurde ich eines Besseren belehrt. 2 Männer enterten die Bühnenecke und begannen sogleich mit ihrer lautstarken Performance. Der Keyboarder (Mitte 40, polierte Lackschuhe mit Absätzen) stimmte orientalische Klänge an und der Sänger (Ende 20, Glatze, extrem enges weißes Hemd, bis zum Bauchnabel offen) trällerte sein Lied dazu. Die vorgetragene Musikart nennt sich Arabesk-Gesang. "Arabesk-Musik, so nennt man in der Türkei jenen Musikstil, der aufgrund seines weinerlichen Gesangs in westlichen Ohren besonders fremd klingt: Böse deutsche Zungen behaupten gar, es erinnere sie an Katzengejammer. " , so beschreibt ein deutsch-islamisches Internetportal die Sache. Und ich besitze in der Tat offenbar ein recht westliches Gehör. Denn jaulende Männer kann ich nicht ernst nehmen, beim besten Willen nicht.

Und als ob die Performance noch nicht schlimm genug gewesen wäre für meinen geschundenen Kopf (der immerhin schon einen ganzen Tag Seminarleitung UND eine Arbeitsgruppensitzung UND 2mal München-Nürnberg im Auto hinter sich hatte), begannen auch noch alle anwesenden türkischen Gäste lauthals einzustimmen. Besonders die Herren der Schöpfung taten sich durch Inbrunst und begeistertes Mitklatschen hervor. Wenigstens tauchte nicht noch eine Bauchtänzerin auf.

Trotz des phänomenalen Essens werde ich diesen Ort also in eigenwilliger Erinnerung behalten. Und es vielleicht an einem anderen Wochentag nochmal versuchen.

Sonntag, Dezember 03, 2006

Hölle, Hölle, Hölle




Am Freitagabend habe ich einen Abstecher in den Vorhof der Hölle unternommen. Er ist wahlweise schweinchenrosa oder himmelblau und befindet sich hinter dem Rathaus in München.

Zur Erklärung: Ich war bei Schlichting. Unterüberschrift "Alles Gute für Mutter und Kind"(Schlichting-Homepage)
Das ist der Laden, den DINKS (Double-Income-No-Kids)-Pärchen in München besuchen, wenn aus ihnen EIKS (Elterngeld-Income-With-Kids)-Familien werden. Oder anders ausgedrückt: Es handelt sich um den Kustermann für werdende Mittelschichten-Eltern. Sozusagen das Must-Have jeder anständigen Baby-Shower-Party.

Schlichting ist aber nebenbei auch ein Eldorado für soziologische Analysen. Wer jemals daran denkt eine Arbeit über Bourdieu zu schreiben, sollte dort dringend mal einen Tag zur Beobachtung verbringen.

Denn: Auch ein Baby ist heutzutage nicht mehr nur ein kleines schreiendes Etwas, das entweder Mama oder Papa ähnlicher sieht. Das Baby von heute ist ein wandelnder Statussymbolträger. In Zeiten, in denen selbst handtaschengroße Mini-Hunde eingekleidet werden, eigentlich kein verwunderliches Phänomen.
Und weil sich ein Kind so wunderbar zur Ausstaffierung eignet, gibts bei Schlichting auch den neuesten Schrei: Retro-Kinderwägen. Denn im Moment eignet sich offenbar nichts besser zur Distinktion im Großstadtdschungel als designtechnisch zurückgenommene, dunkelblaue, mit Lackoptik versehenen Kinderwägen wie es sie in den 60ern gab.

Wegbereiter dieses Trends war-wie kann es auch anders sein- der Babyboom in Berlins hippen Vierteln wie dem Prenzlauer Berg. Denn wenn die Urbane Pennerin schon mal ein Kind kriegt, dann muss es natürlich auch zum Lebensstil passen. Und zum Flohmarktchic kombiniert man eben sehr gerne alte Kinderwägen, wahrscheinlich vom Flohmarkt am Arconaplatz.
Das wiederrum findet die Münchner Vorstädterin zwar ebenfalls richtig chic (wer ist nicht gern Teil der kulturellen Avantgarde? wer findet es nicht toll, wenn der Kinderwagen zu dem eigenen Spaziergangs-Prada Outfit paßt?), aber ein Kinderwagen vom Flohmarkt wird dann hierzulande doch eher als unhygienisch empfunden. Schwupps hat Schlichting eine lukrative Marktlücke aufgetan.

Die andere große Gruppe der Noch-Kinder-Krieger, wohnhaft eher in Stadtvierteln wie Feldmoching oder dem Hasenbergl, hat diesen Trend mal wieder nicht erkannt und setzt auch weiterhin auf weiche Stoffkinderwägen mit babygerechtem Dekor. Doch spätestens in ein paar Jahren ist mit einem unaufhaltsamem Überschwappen der modischen Welle in die Vorstädte zu rechnen. Aber bis dahin hat die Schlichting-Klientel bestimmt schon wieder ein neues Distinktionsmerkmal für sich entdeckt.
Und dank dem Elterngeld werden sie es sich dann noch besser leisten können als bisher.