Nach gefühlten 45 Grad im Schatten, geschätzten zu Fuß zurückgelegten 100 Kilometern und ungefähr 100 ausgegebenen Euro nur für Getränke bin ich wieder zurück aus Paris. Mit verknackstem Knöchel und um eine Kleidergröße schmäler, aber glücklich.
Bin noch zu geschafft, um ein umfassendes Resumee abzugeben, deshalb nur die Kurzfassung.
Was in Paris auffällt:
1. TemperaturenPer Zeitung wurden wir ja regelmäßig darüber auf dem Laufenden gehalten, dass es daheim "unerträglich heiß" sei. Ich kann da nach meiner Rückkehr nur sagen: Naja... In Paris hatte es hingegen wirklich tropische Temperaturen, die sich auch nachts kaum senkten.
Unser klimatisiertes Hotelzimmer führte mich immer wieder in Versuchung diese Tatsache zu vergessen und vielleicht abends doch eine kleine Jacke einzustecken. Ein Schritt vor die Tür und ein Luftschnappen später war dann meist klar, dass ich nach Rückkehr ins Hotel ganz dringend nochmal duschen würde mussen.
2. KleidungIch bin mir noch nicht sicher, ob es an den klimatischen Verhältnissen lag. Jedenfalls tragen Französinnen offenbar gerne "Uniform". Diese besteht aus zierlichen Riemchensandaletten in Kombination mit einem kurzen Kleidchen, gerne in leuchtenden Farben. Sehr hippiesk, aber doch chic. (Keine einzige Frau mit Turnschuhen in der ganzen Stadt. Nirgendwo)
Lustig wurde es, wenn Horden von amerikanischen Touristinnen sich anpassen und in Mannschaftsstärke in einer Mini-Eisdiele auflaufen, allesamt in Mini-Kleidern. So gesehen in St. Germain. Konnte dieses kleine Spielchen leider nicht mitmachen, in Ermangelung nicht-schwarzer Kleider und weil ich mir in Röcken ab eines gewissen Laufpensums immer wunde Oberschenkel hole wg. Transpiration.
Männliche Franzosen tragen übrigens bevorzugt hochgekrempelte Langarmhemden bei denen die obersten zwei Knöpfe geöffnet bleiben.
3. AussehenDie Pariser sind ein unglaublich gutaussehendes Völkchen. Die Vergangenheit als Kolonialmacht hat dem französischen Genpool durchaus gutgetan und der ausgeprägte Individualismus kombiniert mit Lässigkeit tun ihr Übriges.
Selten so viele schöne Männer auf einem Haufen gesehen. Und das, obwohl sich dieser unglaublich niedliche Franzose von der IUSY nicht in der Stadt sondern in Alicante am Strand aufhielt :-)
4. GetränkepreiseWie der normalverdienende Pariser über die Runden kommt ist mir ein Rätsel. Angesichts von Colapreisen zwischen 3 Euro (im wirklich sehr alternativen Kulturzentrum am Rande der Stadt) , 4,70 Euro (auf der Terrasse einer stinknormalen Bar im Marais um 23.30 Uhr nachts) und 5,50 Euro (Drugstore Publicis, Champs Elysee) für ein Glas, kommt einem die Münchner Debatte über Preiserhöhungen in der Gastronomie nach der Euroeinführung irgendwie gegenstandslos vor. Die Kaffeepreise waren noch lustiger. Und Bier unter 3,50 Euro für 0,3l zu finden, gleicht einer unlösbaren Aufgabe.
Da erscheint die Entstehung des Existenzialismus gleich in einem anderen Licht. Sartre und die Beauvoir saßen nicht aus philosophischen Gründen stundenlang im Cafe de Flore bei einer Tasse Kaffee und einem Glas Wasser rum, die konnten sich einfach nicht mehr leisten.
Auch die Vorliebe der Franzosen für Picknicks erklärt sich wohl in den moderaten Getränkepreisen der ständig geöffneten Minimarkets.
5. TreppenMit einem Wort: Fürchterlich. Die einzigen zwei Orte an denen ich in Paris einen funktionierenden Aufzug zur allgemeinen Verfügbarkeit vorfand, waren unser Hotel und der Eiffelturm. Rolltreppen gabs nur in den Grands Magasins Printemps und Gallerie Lafayette und im Centre Pompidou.
In der Metro hingegen hieß es permanent treppauf, treppab. In der offiziellen Tourismusbroschüre von Paris wird dann auch ganz stolz darauf hingewiesen, dass ganze 2 der ca. 20 Metro und RER-Linien für Rollstuhlfahrer zugänglich sind. Ach ja, und auch noch 3 Buslinien.
Das alles störte mich solange nicht, bis ich in Montmatre einer grandiosen Eingebung folgte und zu Fuß den Aufstieg zur Sacre Coeur wagte. Mein ganzes Treppensteigpensum für das restliche Jahr war damit aufgebraucht, wie ich keuchend bemerkte. Zu allem Überfluß knickte ich in La Defense auch noch mit dem Knöchel um, was das Ganze noch wesentlich lustiger gestaltete. Eine Schwellung zeugt heute noch von den Strapazen. Aber Mobilat und ich kriegen das schon wieder hin...:-)