Sowieso und Irgendwo

Sonntag, Februar 25, 2007

Fahrplan zur Hölle



Folgende Strecke habe ich letztes Wochenende zu hassen gelernt:

München Hbf 16.23 Uhr
München Pasing
Augsburg
Ulm
Stuttgart
Mannheim
Frankfurt
Hanau
Kassel-Wilhelmshöhe
Göttingen
Hildesheim
Braunschweig
Wolfsburg
Berlin-Spandau
Berlin Hbf 0.30 Uhr

Mein Tipp: Springt niemals in letzter Minute in einen Zug nur weil am Bahnsteig Berlin Ostbahnhof steht. Es könnte nämlich sein, dass ihr sonst auch eine kleine Rundfahrt durch Teile Deutschlands unternehmt, die zurecht früher als Zonenrandgebiet bezeichnet wurden.

Samstag, Februar 24, 2007

Heiteres Oscarraten



Am Sonntagnacht ist es soweit: Die Oscars werden verliehen.
Und obwohl ich wohl eher kein Cineast bin (Meine Lieblingsfilme sind mit Hugh Grant), interessiere ich mich doch für den Glamour des Ganzen. Fragebögen ankreuzen finde ich auch ganz super. Deswegen dachte ich mir: Tippst du mal die Ergebnisse, dann macht das Verleihungsschauen gleich viel mehr Spaß.
Nun muss man aber wissen: Von den nominierten Streifen habe ich gerade mal einen Bruchteil gesehen (The Queen, Dreamgirls, Der Teufel trägt Prada, Marie Antoinette, Cars) und zwei will ich noch sehen (Little Miss Sunshine, Pans Labyrinth). Vom Rest ist mir nur bei einem Drittel geläufig worum es da überhaupt geht.
Das heißt die folgende Liste dient eher dem Check meiner weiblichen Intuition als seriösem Flimkritikertum.
Hier trotzdem meine Tipps:

Bester Spielfilm:

* Babel
* The Departed
* Letters From Iwo Jima
* Little Miss Sunshine
* The Queen

Bester Schauspieler in einer Hauptrolle:

* Leonardo Di Caprio in Blood Diamond
* Ryan Gosling in Half Nelson
* Peter O’Toole in Venus
* Will Smith in The Pursuit of Happyness
* Forest Whitaker in The Last King of Scotland

Bester Schauspieler in einer Nebenrolle:

* Alan Arkin in Little Miss Sunshine
* Jackie Earle Haley in Little Children
* Djimon Hounsou in Blood Diamond
* Eddie Murphy in Dreamgirls
* Mark Wahlberg in The Departed

Beste Schauspielerin in einer Hauptrolle:

* Penélope Cruz in Volver
* Judi Dench in Notes on a Scandal
* Helen Mirren in The Queen
* Meryl Streep in The Devil Wears Prada
* Kate Winslet in Little Children

Beste Schauspielerin in einer Nebenrolle:

* Adriana Barraza in Babel
* Cate Blanchett in Notes on a Scandal
* Abigail Breslin in Little Miss Sunshine
* Jennifer Hudson in Dreamgirls
* Rinko Kikuchi in Babel

Beste Regie:

* Alejandro González Iñárritu für Babel
* Martin Scorsese für The Departed
* Clint Eastwood für Letters from Iwo Jima
* Stephen Frears für The Queen
* Paul Greengrass für United 93

Bester Animationsfilm:

* Cars
* Happy Feet
* Monster House

Bester ausländischer Film:

* After the Wedding
* Days of Glory (Indigènes)
* The Lives of Others
* Pan’s Labyrinth
* Water

Bester Dokumentarfilm:

* Deliver us from Evil
* An Inconvenient Truth
* Iraq in Fragments
* Jesus Camp
* My Country, my Country

Bester Kurz-Dokumentarfilm:

* The Blood of Yingzhou District
* Recycled Life
* Rehearsing a Dream
* Two Hands

Beste Kamera:

* The Black Dhalia
* Children of Men
* The Illusionist
* Pan’s Labyrinth
* The Prestige

Bestes Drehbuch:

* Babel
* Letters from Iwo Jima
* Little Miss Sunshine
* Pan’s Labyrinth
* The Queen

Bestes adaptiertes Drehbuch:

* Borat
* Children of Men
* The Departed
* Little Children
* Notes on a Scandal

Bester Schnitt:

* Babel
* Blood Diamond
* Children of Men
* The Departed
* United 93

Bestes Kostüm:

* Curse of the Golden Flower
* The Devil Wears Prada
* Dreamgirls
* Marie Antoinette
* The Queen

Bestes Makeup:

* Apocalypto
* Click
* Pan’s Labyrinth

Beste Filmmusik:

* Babel
* The Good German
* Notes on a Scandal
* Pan’s Labyrinth
* The Queen

Bester Filmsong:

* I Need to Wake Up aus An Inconvenient Truth
* Listen aus Dreamgirls
* Love You I Do aus Dreamgirls
* Our Town aus Cars
* Patience aus Dreamgirls

Beste Art Direction:

* Dreamgirls
* The Good Shepherd
* Pan’s Labyrinth
* Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest

Bestes Sound Editing:

* Apocalypto
* Blood Diamond
* Flags of our fathers
* Letters from Iwo Jima
* Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest

Bestes Sound Mixing:

* Apocalypto
* Blood Diamond
* Dreamgirls
* Flags of our Fathers
* Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest

Beste Visual Effects:

* Pirates of the Caribbean: Dead Man’s Chest
* Poseidon
* Superman Returns

Bester Kurzfilm:

* Binta and the Great Idea
* Éramos Pocos
* Helmer & Son
* The Saviour
* West Bank Story

Bester animierter Kurzfilm:

* The Danish Poet
* Lifted
* The Little Matchgirl
* Maestro
* No Time for Nuts

Mittwoch, Februar 21, 2007

Aus gegebenem Anlaß


Ich will einen Mann, der Karaoke singen kann
(und was sich reimt ist gut!)

Dienstag, Februar 20, 2007

Bourdieu am eigenen Leib



Ich bin ein Statussymbol. Finde ich das jetzt lustig oder doch eher reaktionär? :-)

Montag, Februar 19, 2007

Kir Royal, Berlin


Dass ich Berlin gegenüber zwiespältige Gefühle hege, ist denke ich bekannt. Gerade im Winter ist meine Zuneigung, sagen wir mal, "abgekühlt".

Nichtsdestotrotz war ich letztes Wochenende mal wieder in der Hauptstadt. Zum einen weil ich Karten für den wunderbaren Max Raabe und sein Palastorchester im Admiralspalast geschenkt bekommen habe. Und wer läßt sich schon eine Revue an der Örtlichkeit entgehen, in der die SPD mit der KPD zur SED zwangsvereinigt wurden? :-) Zum anderen versprach Berlin wenigstens eine karnevalsfreie Zone zu sein. Wenn nämlich der Berliner für eines nicht zu haben ist, dann ist das Frohsinn.

Und dann galt es natürlich noch, die neubezogene 125 qm Altbau-Wohnung eines guten Freundes in Mtte-Mitte angemessen zu bewundern (sehr mondän). Dieser bescheidenen Behausung in der Alten Schönhauser Straße (und eventuell der Berlinale) verdanke ich auch einige Begegnungen der 3. Art.

Bekanntermaßen hat Helmut Dietl vor, eine Fortsetzung von Kir Royal zu drehen. Und die soll -wie kann es anders sein- am neuen Schauplatz aller Eitelkeiten spielen, in Berlin. Mal abgesehen davon, dass ich dieses Vorhaben für Frevel halte, könnte ich mir keine bessere Kulisse als die Hauptstadt der Berliner Republik für dieses Ansinnen vorstellen.

Und am Samstag Abend habe ich das "perfekte" Lokal für die Neuverfilmung gefunden: Ich mußte im Cantamaggio speisen, ein Edelitaliener der speziellen Berliner Sorte. Die Einrichtung war eigentlich ganz hübsch (sehr schlicht, grüne Wände, in den Toiletten konnte man noch erahnen wie das Gebäude vor der Kernsanierung ausgesehen hat), das Brot sehr gut und die Kellnerinnen sehr nett. Wir kamen um 8, eine muntere Schar von Gästen war auch schon da: Die eine Hälfte sah aus wie DJs oder Modemacher, die andere Hälfte wie Vertreter der neuen Bürgerlichkeit, die auch gerne ihre Kiddies und die Schwiegereltern zum Essen mitschleppen. Alles in allem recht unaufgeregt.

Ganz im Gegensatz zur handgeschriebenen Speisekarte (jeden Tag komplett neu), die mich vor schwierige Probleme stellte: Pizza? Is nicht. Pasta? Nur als Zwischengang. Fisch? Nur mit ominösen Beilagen. Fleisch? Bevorzugt Wild oder mit Innereien. Nachtisch? Mit Angabe der Schokoladensorte beim Halbgefrorenen (angeblich die beste Kochschokolade überhaupt). Und das ganze zweisprachig und mit gesalzenen Preisen. Ich entschied mich für Bandnudeln mit Sauce von Heuschreckenkrebsen und irgendwelchem Fisch. Hinterher war ich immer noch hungrig und mußte mir eine Portion Scharwama im Laden nebenan holen.

Ich fühlte mich ein bißchen wie Senta Berger in Kir Royal, die auch jeden Abend in irgendeinen Chichi-Franzosen zum Essen gehen musste :-)

Aber ich gebe zu, ich bin nicht unkompliziert, was Essen betrifft.

Richtig lustig wurde es dann um ca. 21.00 Uhr wo kurz nacheinander Zweiraumwohnung in Begleitung der anderen Humpe-Schwester und Blixa Bargeld zum Dinner hereinschneiten. Unabhängig voneinander. Und große Gruppen von hip aussehenden Wahrscheinlich-Filmproduzenten und Schaupielern. Liegt halt hinter der Volksbühne der Schuppen. Sozusagen das Borchardts für die jungen hippen Kreativen, die es ja in Scharen nach Berlin zieht. Das sollte mal jemand dem Dietl stecken, jetzt wo ja in München selbst der Rossini-Italiener schließen musste.

Der Abend nahm jedoch noch einen versöhnlichen Ausklang: Nach einem längeren Barbesuch bin ich dann vor dem Babylon-Kino noch fast in Bela B hineingelaufen. Ein Traum fürs Groupieherz :-) Auch wenn er nicht allzu gut aussah mit neuem Bart. Und auch wenn ich irgendwie seine Begleitung (die Tante mit den runterrutschenden Shirts und den Bikiniträgern drunter) absichtlich übersehen habe :-)

Sag zum Abschied leise Servus



Eigentlich war ich heute total begeistert: das erst Mal seit zwei Wochen wieder vor 18 Uhr und damit bei Tageslicht aus dem Büro gekommen, DAS nenne ich wahre Work-Life-Balance :-)

Jedenfalls spürte ich auf dem Heimweg ein leises Grummeln im Magen. Unser Brötchenmann in der Firma macht nämlich Faschingsferien, was mich um meine allmorgendliche Leberkäsesemmel gebracht hat. Dermaßen ausgezehrt brauchte ich nun eins: Glutamat.

Und mein bevorzugter Dealer für chinesische Geschmachsverstärker befindet sich auf der Leopoldstraße.
Oder genauer gesagt: befand.

Man muss etwas ausholen, um meine lange gemeinsame Geschichte mit dem China-Fast-Food-Laden zu schildern:

Begonnen hat alles zu meiner Studienzeit als ich schnell dem Mensaessen überdrüssig wurde und die überbackenen Nudeln beim Restaurant Adria nicht mehr sehen konnte. Aber wer im Schweinchenbau lernt, der muss auch essen.

Schnell landete ich Leopoldstraßen-aufwärts beim All-You-can-Eat-China-Buffet im Wok Man. Heldenhaft habe ich alle Gerüchte über Qualitätsmängel, Konservierungsstoffüberschuß und Lebensmittelvergiftungen ignoriert und fand über eine Zwischenstation bei chinesischen Hähnchenschenkeln mein Leib- und Magengericht: 1 Stück Gebackenes Hühnchen mit Reis und dunkler Sauce zum Mitnehmen.

Und weil 1 Stück Huhn quasi nur eine halbe Portion ist kostet mich mein Lieblingsabendessen nur 3 Euro. Wahrlich Berliner Preisverhältnisse in München.

Einziger Wehrmutstropfen war immer der irre Chinese hinter der Theke, nennen wir ihn Mr. Wong. Mr. Wong hat immer abwechselnd versucht, Konversation zu machen ("Auch wieder da? Wie wars in der Arbeit?" -gefragt bevorzugt zu einer Zeit als ich offensichtlich noch Studentin war) und mich komplett ignoriert. Wenn er mich erkannt hat (in ca. 50 % der Fälle), brach er auch gerne mal in wirres Gekicher aus und schrie mir schon an der Eingangstür entgegen: "Na, wieder dunkle Sauce?". Der Ärmste hatte wohl nie verkraftet, dass ich zum gebackenen Hähnchen nicht süß-sauer Sauce bestellte. Und wenn ich nicht wie die CIA aufpaßte, dann kippte er einfach trotzdem süß-sauer Pampe über mein Essen.

Aber irgendwie hatte ich mich an ihn gewohnt.

Und dann muss ich heute ein kleines Schild an der Tür vom Wok Man sehen: Nach 14 Jahren schließen wir am 25.2.07 unser Geschäft.

Jetzt fühle ich mich etwas heimatlos.