Sowieso und Irgendwo

Montag, Dezember 04, 2006

Mein lieber Herr Gesangsverein



Ich hatte Hunger. Brennenden Hunger. Aber leider keinen Parkplatz. In ganz Haidhausen kein einziger Parkplatz. Es war Samstag Abend, etwa 20.45 Uhr und ich kam vom Seminar in Nürnberg. Hatte gerade meinen Mann aufgelesen und war vorher fest entschlossen gewesen, unserem Lieblingsinder einen Besuch abzustatten. Mit Auto jedoch ein Ding der Unmöglichkeit wie sich herausstellte.

Also wagten wir ein Experiment und fuhren ins Bahnhofsviertel. Denn ich hatte mal den Tipp bekommen, dort gäbe es ein gutes türkisches Restaurant. So landeten wir um ca. 21.00 Uhr im Bosporus in der Schillerstr. Dort war es recht voll, also teilten wir uns den Tisch mit zwei älteren türkischen Herren, die offensichtlich ein Groß-Menü genossen. Bei 5 Gängen hab ich aufgehört zu zählen. Ich bestellte Hühnchen, Mann bestellte scharfes Kalb. Wir harrten der Dinge die da kommen würden.

Man muss hinzufügen, dass das Lokal eher unspektakulär eingerichtet ist. Kaum Ethnokitsch, dafür Überreste bayerischer Gemütlichkeit in Form von rustikalen Sitzecken. Es gab einen sehr schön gefliesten türkischen Ofen in der Küche und 2 fließend 2-sprachige Kellner. War auch nötig, weil 3/4 der Gäste türkischsprachig waren. Besonders viele Großfamilien befanden sich darunter. Etwas irritiert war ich nur von dem Keyboard und dem Mikrofon in der Ecke. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja für Großveranstaltungen wie Hochzeiten, dachte ich mir.

Als unser Essen kam -wunderbar duftend und äußerst lecker- wurde ich eines Besseren belehrt. 2 Männer enterten die Bühnenecke und begannen sogleich mit ihrer lautstarken Performance. Der Keyboarder (Mitte 40, polierte Lackschuhe mit Absätzen) stimmte orientalische Klänge an und der Sänger (Ende 20, Glatze, extrem enges weißes Hemd, bis zum Bauchnabel offen) trällerte sein Lied dazu. Die vorgetragene Musikart nennt sich Arabesk-Gesang. "Arabesk-Musik, so nennt man in der Türkei jenen Musikstil, der aufgrund seines weinerlichen Gesangs in westlichen Ohren besonders fremd klingt: Böse deutsche Zungen behaupten gar, es erinnere sie an Katzengejammer. " , so beschreibt ein deutsch-islamisches Internetportal die Sache. Und ich besitze in der Tat offenbar ein recht westliches Gehör. Denn jaulende Männer kann ich nicht ernst nehmen, beim besten Willen nicht.

Und als ob die Performance noch nicht schlimm genug gewesen wäre für meinen geschundenen Kopf (der immerhin schon einen ganzen Tag Seminarleitung UND eine Arbeitsgruppensitzung UND 2mal München-Nürnberg im Auto hinter sich hatte), begannen auch noch alle anwesenden türkischen Gäste lauthals einzustimmen. Besonders die Herren der Schöpfung taten sich durch Inbrunst und begeistertes Mitklatschen hervor. Wenigstens tauchte nicht noch eine Bauchtänzerin auf.

Trotz des phänomenalen Essens werde ich diesen Ort also in eigenwilliger Erinnerung behalten. Und es vielleicht an einem anderen Wochentag nochmal versuchen.

3 Comments:

Blogger Nicky said...

dann tus doch!

8:36 PM  
Blogger Nicky said...

Extra wegen mir? Wie süß von dir :-)

10:35 PM  
Anonymous Anonym said...

Hilfe!
Simone

12:08 AM  

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