Sowieso und Irgendwo

Montag, April 17, 2006

Good Night and Good Luck


Blöde Idee. Ganz blöde Idee...
Aber ich hätte gewarnt sein müssen: Ich mag nun mal keine Schwarz-Weiß-Filme. Nie nicht. Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich nicht in der Lage bin, Gesichter ohne Farbe auseinanderzuhalten, was unzweifelhaft Filmgenuß schwieriger macht.
Und dann war da auch noch der Hinweis von ausgerechnet Michael Naumann in einer Filmkritik, es handele sich um einen "schrecklich politisch korrekten Film". Und wenn Michael Naumann, seines Zeichens Ex-Kulturstaatssekretär und Zeit-Herausgeber (oder so), also die personifizierte Political Correctness so etwas findet (natürlich im besten Sinne), dann hätte mir schwanen müssen, dass da was faul ist.
Aber nein, ich muss mich ja am Ostersonntag ins Arri-Kino setzen (im Übrigen ein ganz wunderbares, niedliches kleines Kinochen neben der Kunstakademie) und "Good Night and Good Luck" anschauen. Wegen George Clooney und wegen der Oscars, wegen Mc Carthy und wegen den aktuellen US-Zuständen. Und was hatte ich davon? Art House Kino in Reinkultur.

Warum dieser Film nicht als Theaterstück erschienen ist, ist mir ein Rätsel. Es gibt ohnehin nur ein einziges Set: ein vormodernes Fernsehstudio der CBS.
Und weil mir so langweilig war im Kino wie schon lange nicht mehr, hab ich mir die Zeit damit vertrieben, potentielle Zielgruppen zu überlegen:

1. Journalistikstudenten
Für historisch-technisch interessierte Menschen gibt "Good Night and Good Luck" jede Menge her. Wer wußte schon so genau, dass alle Sendungen in den 50er Jahren offenbar live aufgezeichnet werden mussten, d.h. dass auch die Zwischenkommentare live zum Text hinzugesprochen werden mussten? Und dass die Werbung ebenfalls in Echtzeit produziert wurde. Lustig und extrem personalintensiv das Ganze...

2. Das Grundgesetz vergötternde Juristen
Wer sich mit Kommilitonen begeistert stundenlange Debatten über den Wert der Freien Meinungsäußerung als Grundpfeiler der Demokratie liefern kann, der dürfte das Kino mit einem Lächeln auf den Lippen verlassen. Werden einem doch im Minutentakt die Werte der amerikanischen Verfassung, die Bürgerrechte und ähnlich idealistische Konstrukte um die Ohren gehauen. Sehr ernsthaft und sehr langweilig, wenn man mich fragt...

3. Nikotin-Schwerstabhängige
Was wurden sie in letzter Zeit gebeutelt, die Raucher dieser Welt. Gebrandmarkt als Opfer skrupelloser Konzernmachenschaften und schuldig der Vergiftung von armen Passivraucher und Verführung Minderjährige, wurden Raucher zunehmend von der Leinwand verbannt. Zumindest in Hollywood. Ganz anders in "Good Night and Good Luck". Das rauchen sämtliche Protagonisten. Pausenlos. Vor der Kamera, hinter der Kamera; vor, nach und während der Sendung. Sogar der Moderator interviewt Schauspieler mit einer Kippe in der Hand. Das hatten wir selbst im deutschen Fernsehen zum letzten Mal beim "Presseclub" und das ist ziemlich lange her. Das Tabakwerbeverbot lebe hoch.

1 Comments:

Blogger Nicky said...

Solltest du tun, denn die Raucher-pro-Minute-Quote ist echt unschlagbar.
Und dann saufen die auch noch unentwegt Scotch :-)

10:34 PM  

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